22. Februar 1945 - Schwerer Luftangriff auf Hildesheim

Stadtteilzeitung Ost-Innenstädter - Doppelseite MQ 02/2024 (Text u. Foto: Karl Scheide)

„Im Rahmen der Operation Clarian wurde der Hildesheimer Güterbahnhof erstmalig als Primary Target angegriffen“. Dies schreibt Karl-Heinz Heineke in seinem Buch Target Hildesheim. Weiter heißt es: „Der Plan der United States Strategic Air Forces (in Europe) sah vor, eine möglichst große Zahl an Transportation objectives (Transportziele) in Deutschland nahezu zeitgleich am Tage anzugreifen. Dafür musste das Wetter günstig sein. Dieser sich über weite Teile Deutschlands erstreckende Angriff sollte zu einem völligen Zusammenbruch des gesamten Güter- und Schienenverkehrs führen. Für den Angriff waren kleinere Bomberverbände vorgesehen. Sie sollten bei möglichst guter Sicht aus niedrigen Höhen angreifen, um die Ziele voll wirksam zerstören zu können“.

Domkapitular Herrmann Seeland beschreibt in dem Buch Zerstörung und Untergang Alt-Hildesheim (von 1947) für den 22. Februar 1945 folgende Situation: Schon früh um 9.40 Uhr war ‚Luftgefahr‘ und daher ‚Kleiner Alarm‘ gegeben. Um 11 Uhr erfolgte Vollalarm, der bis ca. 12.48 Uhr dauerte.
Zahlreiche feindliche Flugzeuge waren - wie bisher schon oft - über Hildesheim hinweg geflogen. Man glaubte, dass die Gefahr vorüber sei. Da wurde plötzlich wieder um 13.10 Uhr durch die Sirenen Vollalarm gegeben, und kurz danach hörte man das unheimliche dumpfe Brummen der nahenden feindlichen Bomberverbände über Hildesheim. Dann prasselte plötzlich ein furchtbarer Bombenregen auf unsere Stadt herab. Wie viele Flugzeuge beteiligt waren steht nicht fest: aus benachbarten Dörfern will man 12 bis 17 gezählt haben.
Hier noch weitere Beobachtungen von ihm für den 22. Februar 1945: Das Gebiet der Altstadt ist hauptsächlich im nordwestlichen Teil zwischen dem Hagentorwall und den Güterbahnhofsanlagen heimgesucht. Zunächst als arg beschädigt ist die St. Michaeliskirche zu nennen. Es waren Bomben, die auf dem ehemaligen Klostergelände niederfielen und vermutlich der hier von der NSDAP eingerichteten ‚Ordensburg Germania‘ gelten sollten. Sie zerstörten große Teile des nördlichen Flügels des östlichen Querschiffs. Wenn auch nicht völlig, so doch recht erheblich, da das Mauerwerk etwa zur Hälfte auseinandergerissen wurde.
Am Hagentorwall, beim Eingang in den Liebesgrund, haben mehrere Bomben die hier angelegten Schutzgräben (leichte Bunker) getroffen und zugleich die Wasserleitungsanlagen zerstört (es befand sich dort ein Feuerlöschbecken), so dass sich die Schutzräume mit Wasser füllten. Man spricht davon, dass etwa 60 Personen, die in den Schutzräumen waren, den Tod gefunden haben. Auch das Umfeld mit starken Bäumen, die entwurzelt waren, boten ein wüstes Durcheinander. Zudem sind in den übrigen Stadtgebieten, wenn auch nicht unmittelbar von Bomben getroffen, gewaltige Schäden an Dächern und Fensteranlagen entstanden.
Der Luftdruck, der bei St. Michael niedergegangenen Bomben, hat in Klein-Bethlehem zahlreiche Fenster - auch das große Fenster der Kapelle - eingedrückt und zerstört sowie die Dächer abgedeckt. Die Kapelle war nicht mehr zu benutzen.
An Toten, die ein Opfer des Terrorangriffs vom 22. Februar 1945 geworden sind, wurden 301 amtlich beurkundet.
Ein Schlusswort aus Target Hildesheim von Karl-Heinz Heineke: „Es bedurfte größter Anstrengungen die Stadt Hildesheim nach 1945 wieder aufzubauen“. Dies ist mittlerweile in Vergessenheit geraten. Der Wiederaufbau und die damit verbundenen Leistungen können aus heutiger Sicht nicht hoch genug eingeschätzt werden.

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