Nach 38 Jahren ist Schluss am Magdalenenhof - Michael Sackmann geht in den Ruhestand
Stadtteilzeitung Ost-Innenstädter - Doppelseite MQ 03/2024 (Interviewer: Dieter Goy u. Peter Spilker)
Hallo Herr Sackmann, Sie wollten laut eigener Aussage nichts lieber, als mit Menschen in der Pflege zu arbeiten. Wie konnte so eine Entscheidung schon im frühen Alter reifen?
Ich habe im damals Städtischen Krankenhaus gelernt und dort sehr gerne im Bereich der Unfallchirurgie gearbeitet. Hier waren auch sehr viele, vor allem ältere Menschen Patienten, die ein neues Knie oder eine neue Hüfte bekamen. Die Pflege und Betreuung dieser Altersgruppe hat mir damals schon besonders viel Freude bereitet. Außerdem war es mein Wunsch, dass ich die Patienten, im Seniorenheim Bewohner genannt, über einen längeren Zeitraum betreuen konnte und das war natürlich nur im Seniorenheim möglich.
Was haben Sie in den fast 39 Jahren beruflich am meisten geliebt?
Die Begegnungen mit den Bewohnern und Mitarbeitern bei den fast täglichen Rundgängen durch die Einrichtung. Überhaupt die vielfältigen Kontakte mit so vielen Menschen, dazu gehören ja auch die Handwerker, Ärzte, der Apotheker die Kollegen im Caritasverband und, und, und….
Sie waren für zwei Altenheime (Magdalenenhof und Teresienhof) verantwortlich und somit ein Pendler zwischen zwei Arbeitsstellen. Entstanden da spezielle Belastungen?
Eigentlich nicht, da ich immer versucht habe, sehr strukturiert zu arbeiten. Allerdings habe ich mir manchmal zu wenig Lücken zwischen den Terminen gelassen, so dass es dann knapp mit der Zeit wurde, um mit dem Fahrrad von einer zu anderen Einrichtung zu kommen, aber ich habe es fast immer geschafft.
Was konnten Ihre Kolleginnen und Kollegen in beiden Altenheimen von Ihnen lernen?
Da unsere Mitarbeiter in den verschiedensten Bereichen tätig sind, habe ich eher von Ihnen gelernt als umgekehrt. Ich weiß nach all den Jahren, dass es wichtig ist, im Kühlhaus neu angelieferte Sachen nach hinten zu packen und immer darauf zu achten, dass ein Datum auf den Produkten sichtbar bleibt. Oder vom Hausmeister habe ich viel gelernt, was kleine technische Tricks usw. angeht. Vor allen Dingen von der ruhigen Art vieler Mitarbeiter trotz des täglichen Stresses habe ich mir immer eine „Scheibe“ abschneiden wollen (hat nicht immer geklappt).
Was würden Sie als Ihre beruflich schönste, was als Ihre negativste Erinnerung bezeichnen?
Ich habe immer versucht, jeden Tag im Einzelnen für sich zu sehen, der natürlich schöne Seiten hat, manchmal aber auch weniger schöne Seiten, wenn anstrengende Gespräche anstanden oder wenn ein Bewohner plötzlich und unerwartet verstorben war. Ist aber ein schwieriges Gespräch gut verlaufen, war das auch wieder ein schönes Erleben.
Und es gibt im Leben immer Positive und Negatives, sonst wüsste man das Positive nicht zu schätzen. Das Negativste waren die Begegnungen und schwierigen Gespräche mit dem wirtschaftlichen Vertreter der Mitarbeitervertretungen in Bezug auf den Verzicht des Weihnachtsgeldes (in einer für die Einrichtungen wirtschaftlich bedrohlichen Zeit.
In beiden Einrichtungen bin ich stolz darauf, dass wir uns eigentlich um die Personalgewinnung nie so richtig Sorgen machen mussten. Es ist gelungen, in beiden Einrichtungen eine stabile Stammmannschaft mit wenig Fluktuation aufzubauen.
Welche Eindrücke oder Begebenheiten haben Sie besonders geprägt?
Die tägliche bereichernde Begegnung mit den Menschen in den Einrichtungen und auch in der Umgebung. Besonders geprägt hat mich und auch die Mitarbeiter die schwere Zeit der Corona Pandemie. Die Belastungen für die Mitarbeiter haben noch lange nachgewirkt. Auf der anderen Seite gab es einen sehr guten Zusammenhalt, was auch wieder seine Spuren hinterlassen hat.
In welcher Situation haben Sie in letzter Zeit viel Mut und Eigenverantwortung benötigt?
Ich habe mich mit dem vor mir liegenden Ruhestand auseinandersetzen müssen. Nach so vielen Jahrzehnten der Arbeit und die Zeit immer strategisch verplant. Auch was die Nachfolge angeht und die Aufgaben, die bis dahin zu erfüllen sind.
Was würden Sie als Ihre größte Stärke / Ihre größte Schwäche benennen?
Meine größte Stärke können andere wahrscheinlich besser beschreiben, aber ich glaube, dass es mein fast immer positives Denken ist. Meine größte Schwäche sind die Königshäuser, was sich in der Dekoration meiner Büros widerspiegelt und der Genuss von Kuchen und Kakao (immer donnerstags).
Wie geht es weiter mit dem Magdalenengarten und dem Fest im Magdalenengarten?
Der Magdalenengarten konnte sich nach seiner Rekonstruktion vor allen Dingen durch den Einsatz der Hausmeister und der ehrenamtlichen Helfer so gut erhalten, wie er sich darstellt. Ich hoffe, dass er durch diese beiden Gruppen ein gutes Fortbestehen hat.
Das Magdalenenfest konnte ich aus den guten Händen von Herrn Dr. Tute in die Hände von Herrn Schwark und Frau Strüber geben, die sehr viel Erfahrungen mit Festen mitbringen. Daher wird das Magdalenengartenfest weiter Bestand haben; darüber bin ich sehr glücklich.
Wie sieht nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben Ihr perfekter Tag aus? Was werden Sie vorwiegend tun? Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich riesig, endlich mehr Zeit für meine Frau und meine Tochter zu haben. Ich will mit meiner Frau einfach den Tag in Ruhe durchleben (wenn ich zu aktiv werde, wird sie mich hoffentlich bremsen). Ich habe mir erst einmal nichts an neuen Aktivitäten geplant, außer etwas Sport gemeinsam mit meiner Frau zu betreiben und freue mich darauf, in der Woche einfach mal spontan in die Stadt zu fahren und einen Einkaufsbummel zu machen. Einfach irgendwo einen Kaffee trinken und nicht auf die Uhr sehen zu müssen! Also es sind die alltäglichen und eigentlich selbstverständlichen Dinge, die ich mehr genießen will.
Gibt es noch eine offizielle Verabschiedung?
Die Verabschiedung hat bereits am 22.12.2023 stattgefunden, da ich ja eigentlich zum 31.12.2023 ausgeschieden wäre, aber auf kurzfristigen Wunsch meines Trägers noch bis zum 29.02.2024 geblieben bin.
Die Verabschiedungsfeier wurde als Überraschung für mich von meinen beiden Leitungsteams in den Einrichtungen geplant und war wunderschön. Sogar viele Weggefährten aus den zurückliegenden Jahrzehnten waren gekommen, das hat mich stolz und glücklich gemacht.