Verschollenes Denkmal im Liebesgrund

Stadtteilzeitung Ost-Innenstädter - Doppelseite MQ 05/2024 (Text: Karl Scheide)

Im Grunde des Hagentorwalls (vor dem Schwungseil) stand einst ein Standbild des getreuen Eckart (aufgestellt 1909); den Sockel mit Text findet man heute noch am alten Platz in einem Steinfundament (Bank).
Der Hildesheimer Bankdirektor Max Leeser (geb. 09.99.1855 in Hildesheim, Mitglied der jüdischen Gemeinde; gest. 17.05.1935 auch in Hildesheim) förderte viele Kunstdenkmäler in Hildesheim, vermutlich auch das Denkmal im Liebesgrund. Er war Ehrenbürger und Träger der goldenen Bürgermedaille. Die Bronzeplastik wurde für Kriegszwecke im 2. Weltkrieg eingeschmolzen.

Eine Beschreibung gibt es im Buch Heimatkunde, 3. Auflage von Rektor Schiel (Verlag Franz Borgmeyer):
Ein alter Mann mit einem weißen, langen Barte, geht gebückt an einem derben Stocke. Den Kopf bedeckt eine Pelzmütze, die Glieder umhüllt ein langer Mantel. Zwei Kinder, ein kleiner Knabe und ein größeres Mädchen, haben sich unter den Mantel geflüchtet, als suchen sie dort Schutz. Das Mädchen trägt einen Krug und ein paar Feldblumen in der Hand. Ängstlich schaut es unter dem Mantel hervor.
Die Sage erzählt: Zwei Kinder wurden von ihren Eltern ausgeschickt, um Bier zu holen. Als sie auf dem Heimweg waren, fing es auf einmal an, in der Luft fürchterlich zu brausen und zu heulen. Die Kinder drückten sich ängstlich an eine Wand, da stand auf einmal ein alter Mann neben ihnen und sagte: ‚Wodan kommt mit der wilden Jagd. Sein Gefolge ist durstig von dem weiten Wege. Wenn jemand von ihnen trinken will, dann reicht ihm schweigend den Krug. Es wird euch nicht zum Schaden sein. Ihr müßt aber auch zu Hause schweigen und dürft niemanden etwas von der Erscheinung sagen. Der Alte, der ihnen den guten Rat gab, war der getreue Eckhart. Die Kinder befolgten den Rat, und es geschah ihnen kein Leid. Der Krug war aber leer. Mit banger Sorge vor den Vorwürfen der Eltern setzten sie ihren Weg fort. Zuhause stellten sie schweigend den Krug auf den Tisch. Aber oh Wunder, er war mit schönstem Hildesheimer Bier gefüllt. Jeder lobte den kühlen Trank, und als der Krug nicht leer wurde, so oft er auch die Runde machte, da hub ein Fragen und Drängen an, um die Ursache davon zu erfahren. Eingedenk der Mahnung des Alten blieben die Kinder stumm. Endlich verrieten sie doch das Geheimnis und sofort war der Krug leer.

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