"Schauteufelskreuz"

Stadtteilzeitung MQ Februar 2021 - Redaktion - Text: Karl Scheide

Eine mögliche Erzählung dazu: Das Schauteufelskreuz soll ein Schuster gestiftet haben, der vor vielen Jahren an der Ecke des Alten Marktes wohnte. Er wusste vor Hunger und Kummer weder aus noch ein und fasste den Entschluss, einen Bund mit dem Teufel zu machen. Er stahl deshalb bei Nacht und Nebel von der Dombibliothek den Höllenzwang, der dort an einer großen Kette lag und beschwor den bösen Feind.

Dieser, erschien auch bald und fragte nach seinem Begehr. Der Schuster verschrieb ihm gegen drei Himten Geld seine Seele unter der Bedingung, dass ihm der Teufel die Seele lassen sollte, wenn er nach Jahresfrist wiederkehrte und fände, dass das ganze Geld bis auf Heller und Pfennig nur zu einem Gott wohlgefälligen Zwecke angewandt sei. Der Teufel war zufrieden und fuhr lachend davon. Er konnte wohl denken, dass der verhungerte Schuster, wenn er auch Kirchen und Klöster reichlich bedächte, doch einen Teil des Geldes für seinen bellenden Magen und seine durstige Kehle verwenden würde. Wenn er einmal ins Wohlleben gekommen wäre, würde er es mit anderen Dingen, die Gott nicht gefallen, keine Not haben.
Der Schuster aber war nicht von gestern und dachte bei sich: „Hast du so lange in Hunger und Kummer gelebt, so wirst du es auch noch ein Jahr aushalten.“ Er trug seine drei Himten Geld zum Goldschmied und ließ ein großes silbernes Kreuz daraus machen, das nahm er mit nach Hause und erwartete nach Ablauf des Jahres ganz ruhig den Teufel.
Dieser war dann sehr erstaunt, als er den halb verhungerten Schuster noch ebenso wie vor einem Jahre in seiner ärmlichen Schusterstube den Pechdraht ziehen sah. „Was hast du mit dem Gelde gemacht?“ fuhr ihn der Teufel an. „Schau Teufel dieses Kreuz!‘ rief der Schuster aufspringend und hielt ihm das silberne Kreuz entgegen. Da zerschlug der Teufel bitter und böse ein Fach Fenster und fuhr fluchend davon. Der Schuster aber lachte sich ins Fäustchen, ließ sein Kreuz wieder einschmelzen und war nun ein steinreicher Mann.
Zum Dank für seine Erlösung aus des Teufels Krallen ließ er den Denkstein setzen, der noch heute das „Schauteufelskreuz“ heißt.
(Erzählt nach Karl Seifarts „Sagen, Märchen, Schwänke und Gebräuche aus Stadt und Stift Hildesheim“ - 3. Aufl . 1914; Hrsg. Hermann Blume)

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