Straßennamen im Michaelisviertel

Stadtteilzeitung MQ Februar 2021 - Redaktion - Text: Karl Scheide

Im Michaelisviertel sind viele Straßennamen ein Bestandteil der Stadtgeschichte. Für einige Straßenbezeichnungen war das Jahr 1871 eine verhängnisvolle Zeit. Es verschwanden: Am Süsterntore, Am Schauteufelskreuz, Flut- oder Flohhagen (1876, Schäferwinkel, Dreweshof, Am Michaelisbrink, Wächterstieg, Schneiderwinkel, Kürschnerhof und Am Hänecken Born.

Am Alten Markt gegenüber der Fassade des Kaiserhauses steht heute ein Gedenkstein (Schauteufelskreuz) auf dem ein Mann in Gebetshaltung abgebildet ist.Im Jahr 1811 stand an einem Bürgerhaus zwischen der Erchmeker- (Weißgerberstr.) und dem Alten Markt ein verstümmeltes Monument aus Sandstein, welches unverstümmelt die Form eines aufrecht stehenden Grabsteins hatte. Auf dem unteren noch vorhandenen Teil war knieend ein Mann die Hände zum Gebet hochhaltend mit seinem Wappen zu erkennen. Im oberen fehlenden Teil befand sich ein Kruzifix mit einem Blumenkranz und einer Inschrift.
Es wird berichtet, dass das Schauteufellaufen in Hildesheim eine beliebte Mummerei in den Raunächten (vom 25.Dezember bis 6. Januar) war. Söhne vornehmer Familien und andere Personen zogen in gruseliger Verkleidung mit Schellen, Trommeln und anderen Instrumenten lärmend durch die Straßen der Stadt um den Winter, böse Geister, Dämonen und damit verbundenes Unheil zu verscheuchen. Der Abschluss dieses Brauchtums fand auf dem Marktplatz statt. Zuschauer, wie Ratsherren und deren Ehefrauen hatten ihre Freude daran. Auf dem Heimweg waren dann einige der Schauteufel durch den Weingenuss übermütig; sie neckten und provozierten sich und andere und trieben böse Streiche.
Im Alten Markt wurde bei einer Auseinandersetzung mit einem Schauteufel dieser von einem Kürschner Lehrling, der in einer Zinnkanne Bier für seinen Meister holen sollte, mit der Kanne erschlagen. Die Angehörigen haben dann für den Erschlagenen zur Mahnung einen Kreuzstein aufgestellt, wie heute die hölzernen Straßenkreuze an Unglücksorten.
Das Schauteufellaufen wurde vom Rat der Stadt Hildesheim eingestellt, da sich die Teilnehmer nicht immer rücksichtsvoll verhielten.
(Quellen: Der Schaduvel und das Schauteufelskreuz im alten Hildesheim von Wilhelm Hartmann. Eine historisch – volkskundliche Studie Alt Hildesheim 12/1963.)

 

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