Umgestaltung der Wallanlagen im Michaelisviertel Leserbrief von Karl Scheide
Stadtteilzeitung MQ Juni 2021 - Karl Scheide
Am 27.04.2021 machte ich einen Rundgang über die Wallanlagen. Erschreckend war der Müll bei den Bänken. Meine Empfehlung: Bänke entfernen (wie auf dem Weinberg im Magdalenengarten).
Auf dem Weg zum Hohen Wall kam ich mit Arbeitern ins Gespräch, die am Hang zum Grund einen Ahornbaum sichern wollten, bei dem durch einen Erdfall Teile der Baumwurzel freigelegt war.
Beim Spaziergang kamen mir Gedanken für die Neugestaltung der Wallanlagen, da ich in dieser Grünanlage als Kind oft mit meiner Mutter war. Ich wünsche mir Insektenwiesen, Wildkräuter und Hecken; vielleicht wird dann auch die Nachtigall dort wieder heimisch. Unten im Grund betrachtete ich dann die Arbeiten am Erdfall, der entsteht, wenn im Untergrund Hohlräume sind und bei starken Niederschlägen das Wasser im Erdreich versickert. Vor 1945 gab es im Grund zwei U-förmige Erdbunkeranlagen zwischen dem Schwungseil und dem Seniorengraben, die an den Seiten und den Decken mit Holzbalken gesichert waren. Im 2. Weltkrieg wurden bei Fliegeralarm die Erdbunker von vielen Bewohnern des Michaelisviertels aufgesucht. An einem Bunker gab es eine hölzerne Entlüftungsanlage um die stickige, verbrauchte Luft nach außen zu leiten. Weitere Erdbunker gab es 1945 am Seniorengraben im Hang zum Magdalenengarten.
Die Ereignisse um die Bunker beschreibt Otto Schmieder in dem Buch „Rückblick auf eine schicksalsschwere Zeit“ Hildesheim 1944/1945, S. 44-45. Nach dem Krieg wurden die Zugänge zu den Bunkern zugeschüttet und sind somit kaum noch erkennbar. Der Rundweg um den Seniorengraben ist erst durch den Abraum beim Bunkerbau entstanden; später wurde er öfters verbessert und verbreitet.