Europa beginnt im Magdalenengarten
Stadtteilzeitung MQ November 2021 - Text und Fotos: Dieter Goy
Da steht sie, die Statue „Europa“, nicht zu übersehen, zwei Menschen, groß, aus Stein gehauen und mit Schriftzügen der Hildesheimer Partnerstädte. Aufgestellt im Jahr 2020, als Leihgabe vom Künstler. Dazu hier die Geschichte.
Helmut Speer, Bildhauer aus Passion, hat sie geschaffen und mit Zustimmung des Eigentümers dort aufstellen lassen. Die Idee dazu wurde 2015 geboren, in engem Austausch mit Menschen in Bezug zum Garten und der „Brücke der Nationen“. Den Grundgedanken für ein „offenes Europa“ sollte sie widerspiegeln. Und das ist bestens gelungen!
Die Fertigstellung der Statue dauerte zwei Jahre, 2017 fand sie für ein Jahr einen Platz in der Osterstraße, danach konnte man sie zwei Jahre lang im Godehardigarten betrachten. Seit 2020 steht sie am südlichen Eingang zum Magdalenengarten, auf unbestimmte Zeit. Der Transport der tonnenschweren Statue ist nicht einfach und nur mit Kranhilfe möglich, alles zu Lasten des Künstlers.
Sehen wir sie uns etwas genauer an: Mann und Frau, eng verbunden, Blick nach vorn, in die Zukunft. In eine gute Zukunft Europas? Die in speziell ausgesuchter Schrift eingravierten Namen unserer Patenstädte belegen Austausch, Freundschaft und Frieden. Hildesheim - vor 76 Jahren im Weltkrieg zerstört - hat guten Grund, Europa weiter zu gestalten.
Eine Besonderheit an der Figur bringt uns dem Künstler näher. Seitlich, in der Hand geborgen, liegt eine Kugel. Sie stellt unsere Welt mit ihren Kontinenten dar, zeigt auch ihre Zerbrechlichkeit. Als Kugel aus Stein war sie bereits vor der Figur geschaffen, mit Anpassung durch die Weltenstruktur passte sie hier wunderbar. Eine Kugel hat Helmut Speer in jungen Jahren begleitet, beim Kugelsoßen und Sport im TK Sarstedt.
Im Sarstedter Ortsteil Gödringen, ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen, seine Familie kam 1944 aus Schlesien dorthin. In Sarstedt baute er sich in den 1980zigern eine eigene unternehmerische Existenz auf. Seine „Garagenfirma“ für elektrische Schaltanlagen expandierte stark und war zwischenzeitlich sogar global unterwegs.
Das Bildhauen entdeckte er für sich vor 14 Jahren aus traurigem Anlass, seinen Entwurf für den Grabstein zum Tod seiner Frau führte er selbst aus. Seitdem sind weitere Werke entstanden, Marmor ist das bevorzugte Steinmaterial. Ideen werden mit anderen Künstlern ausgetauscht. Die hat er um sich scharen können, seitdem er das Krehla - vielen sicher noch als romantische Obstweinschenke und Restaurant im Moritzberg bekannt - vor 11 Jahren übernommen und als Atelier ausgebaut hat. Zwölf Malerei-Schaffende und vier Bildhauer bringen Kunstverstand und handwerkliche Fähigkeiten kreativ zusammen. Das Thema „Mensch“ ist dabei wegweisend. Und er selbst? „Unabhängigkeit und das entstandene Wohlgefühl durch und mit den Mitschaffenden in inspirierender Umgebung ist alles Leben wert!“