Streifzug durch das Hildesheimer Mühlenviertel an der Innerste
> Ergänzung zum Artikel über das Michaelisquartier Mai 2020
Stadtteilzeitung Ost-Innenstädter - Doppelseite MQ 09/2025 - Text: Karl Scheide
Die Mühlenstraße, ein Arbeiterviertel am Rande der Hildesheimer Altstadt. Von der Mühlenstraße führte eine Zufahrt zur Innerste und zur ehemaligen Bischofsmühle. Eine Mühle gab es schon zur Zeit von Bischof Bernward an einer anderen Stelle an der Innerste; sie gehörte zum Michaeliskloster.

Die letzte Mühle, an die ich mich heute erinnere, war 1866 neu errichtet worden und 1884 in Brand geraten, aber gleich wieder aufgebaut. Besitzer waren damals Gerke und Toppen, von denen sie 1911 an Müller Malzfeldt verkauft wurde. Ernst Malzfeldt modernisierte sie zu einer Roggenmühle und besaß und betrieb sie bis zur Zerstörung am 22. März 1945.
Auf dem Mühlengelände am Ufer der Innerste war nach der Zerstörung nur noch wenig erhalten: das Speicherhaus und Reste des Maschinenhauses mit dem Schornstein. Von den Pferdeställen und Transportwagen war nichts mehr vorhanden.
Viele Häuser und Wohnungen im Viertel waren damals für Familien und Beschäftigte der Mühle vorgesehen. Hier die verschiedenen Berufe: 2 Müller, 1 Obermüller, 1 Fuhrmann, 1 Schmied, 9 Arbeiter, 3 Maurer, 2 Klempner, 2 Tischler, 1 Kraftfahrer, 1 Bauarbeiter, 1 Schleifer, 1 Schmelzer, 1 Kernmacher, 1 Schuhmacher, 1 Buchdrucker, 1 Stenotypistin, 1 technischer Angestellter, 1 Steinsetzer, 1 Dreher, 1 Schlachter, 2 Schlosser, 1 Buchhalter, 1 Bote, 1 Kanzleisekretär, 1 Oberpfleger, 1 Aufwärterin, 1 Küster, 2 Pastöre und 1 Obsthändler.
In der Mühlenstraße befand sich die Magdalenenkirche und das Gemeindehaus. Ferner die Provinzial-Verwaltung des Magdalenenklosters, die Landesheil- und Pflegeanstalt war. Auf den alten Stadtkarten erkennt man die enge Bebauung innerhalb und außerhalb der Stadtmauer. Heute noch sichtbar in der Süsternstraße und der Ritterstraße. Bei Ausgrabungen während Bauarbeiten im Juli 2025 in der Mühlenstraße wurde noch eine alte Kellertreppe freigelegt.
Folgende Fotos: Karl Scheide: Alte Kellertreppe und Bauarbeiten in der Mühlenstraße