Corona-Bewältigung im Michaelisquartier - ein Erfahrungsbericht

Stadtteilzeitung MQ April 2021 - Redaktion

Corona im MichaelisQuartier. Wie wirkt sich das aus, wie bewältigen die Menschen die Situation?
In schwierigen Zeiten kann der Austausch von Erfahrungen hilfreich sein und dazu beitragen, die Situation für den Einzelnen einfacher zu machen. Wir möchten Bewohner unseres Quartiers dazu zu Wort kommen lassen. Peter Spilker (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) oder Dieter Goy (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) freuen sich auf Rückmeldungen!
Als erste hat sich die Familie Keil für ein Interview bereit erklärt. Monika und Burkhard wohnen mitten im Quartier, in der Klosterstraße, sie haben einen Sohn und eine Tochter und fühlen sich hier richtig gut zu Haus. Beide sind berufstätig und als Bauingenieure viel unterwegs. Am MQ schätzen sie besonders die verbindliche Nachbarschaft, das urbane Leben in einem grünen Umfeld und die Nähe zu einem Weltkulturerbe. Dieter Goy führte das Interview im Namen der Redaktion.

R (Redaktion): Wie erlebt ihr die aktuelle Zeit?
M u. B (Monika und Burkhard Keil): Wir sind bisher von einer Corona-Infektion verschont geblieben. Der Alltag hat sich ein Stück weit geändert; die Veränderungen sind für uns gut zu bewältigen. Glücklicherweise haben wir bisher nur in sehr geringem Umfang Kurzarbeit gehabt. Da unsere Arbeit einen großen Anteil Präsenz erfordert, sind wir nur zu einem geringen Anteil im Home-Office.
R: Wie ist es für eure Kinder?
M u. B: Die Umstellung auf Home-Schooling war zu Anfang für alle neu, es spielte sich allerdings recht schnell ein. Zu organisieren war, wenn beide Kinder Video-Konferenzen hatten, und wir im Home-Office ebenfalls. Dann haben wir die Räume aufgeteilt, damit wir uns nicht gegenseitig stören. Wir merken dabei, dass die Internet-Übertragungsraten doch an Grenzen stoßen. Gut, dass in Kürze Glasfaser im Quartier verlegt werden soll! Es gibt dabei auch viele neue gute Aspekte: unsere Kinder (9. und 12. Jahrgang) helfen sich in einigen Fächern gegenseitig. Das ist eine super-gute Erfahrung. Allerdings wird trotzdem noch vermehrte Unterstützung der Eltern erforderlich, die dann abends oder am Wochenende stattfinden muss.
R: Inwiefern fehlen den Kindern persönliche Kontakte mit Gleichaltrigen?
M u. B: Unser Sohn hat sich häufig mit einem Freund (und immer demselben) verabredet, mit dem er auch sehr viel Zeit hier im Michaelisquartier verbracht hat. Das war richtig gut, als im Februar der Schnee lag: sie konnten gemeinsam auf dem Hügel rodeln, Schneeballschlachten machen, und sie haben ein Schneebad genommen, das war ziemlich cool. Drinnen haben wir eine kleine Sport-Ecke eingerichtet, wo ein Work-Out möglich ist; im Keller haben einen kleinen Raum freigeräumt, so dass gerade Platz für eine Tischtennisplatte vorhanden ist. Es ist zwar beengt, aber in dieser Situation wirklich großartig, nicht nur die Kinder, auch wir Erwachsenen nutzen es gern.
R: Wie ist es mit den älteren Menschen in eurem Umfeld?
M u. B: Wir haben in unserem Familien- u. Bekanntenkreis mehrere Menschen über 80 Jahre. Mit denen halten wir regelmäßig telefonisch Kontakt. Jedoch ist gerade für diese Menschen auch der persönliche Kontakt wichtig, insbesondere wenn sie allein leben. Um dies auch verantwortungsvoll machen zu können, achten wir in unserem Alltag darauf, die Abstände einzuhalten und sonstige persönliche Kontakt auf das notwendige Maß zu reduzieren. Bisher war das erfolgreich. Wenn jetzt das Tempo bei den Impfungen anzieht, sind wir zuversichtlich, gut durch die Pandemie zu kommen. Allerdings ist unser Eindruck, dass die Auswirkungen von Kontaktbeschränkungen auf das Leben und die psychische Gesundheit von Single-Haushalten und Senioren in der Öffentlichkeit bisher nur wenig Beachtung findet. Nach unserer Einschätzung sind diese Auswirkungen nicht zu unterschätzen.
R: Wie entwickelt sich die Nachbarschaft?
M u B: Über Netzwerke wie nebenan.de gab es bereits im letzten Frühjahr sehr gute Hilfsangebote. Mit der direkten Nachbarschaft sind wir auch im sehr guten persönlichen Austausch, es war meist keine umfangreiche Hilfe erforderlich, aber Kleinigkeiten mit einkaufen oder gute Gespräche gibt es häufig über den Gartenzaun oder vor dem Haus, natürlich mit den in dieser Zeit gebotenen Abständen. Wenn die Pandemie überwunden ist, wird es bestimmt wieder tolle Aktionen wie Straßenflohmarkt und sonstige Nachbarschaftsaktionen geben. Wir freuen uns schon darauf.
Frage an die Leser: Wie ist die Situation bei Ihnen? Würden Sie uns Ihre Erfahrungen zukommen lassen? Dann nehmen Sie doch bitte Kontakt (siehe oben im Text) mit uns auf.